Backcasting – Auf einen Blick
- Backcasting ermöglicht die Erstellung eines detaillierten Aktionsplans, der von einem zukünftigen Ziel aus rückwärts geplant wird, um konkrete Maßnahmen für die Umsetzung festzulegen.
- Im Gegensatz zu klassischen Prognoseverfahren setzt Backcasting auf eine systematische Analyse möglicher Entwicklungen und Risiken, wodurch alternative Lösungswege frühzeitig erkannt werden.
- Für Menschen und Unternehmen bietet Backcasting die Möglichkeit, komplexe Zukunftsfragen besser zu strukturieren und langfristig tragfähige Strategien zu entwickeln.
- Das zentrale Bild im Backcasting ist immer das definierte Wunschziel in der Zukunft, das als Ausgangspunkt für sämtliche strategischen Überlegungen dient.
- Durch diesen Entwurf eines Zielbildes lassen sich schneller mehr relevante Handlungsoptionen identifizieren und priorisieren, was zu robusteren Zukunftsstrategien führt.
Was ist Backcasting? Definition
Backcasting ist eine Strategie-Methode, bei der von einem bestimmten Ziel aus rückwärts geschaut wird, um die erforderlichen Änderungen und Maßnahmen zu ermitteln, die auf dem Weg zu diesem Ziel erforderlich sind.
Dabei stellen Sie sich vor, was Sie in der Zukunft erreichen wollen. Dann arbeiten Sie rückwärts, um einen Aktionsplan mit einer Reihe von klar definierten Schritten zu erstellen, der Sie dorthin bringt.
In der strategischen Datenanalyse kann Backcasting als das Gegenteil der Methode des Forecastings bezeichnet werden:
- Beim Forecasting bildet der derzeitige Status Quo den Ausgangspunkt der Überlegungen und methodischen Annäherung an ein verlässliches Zukunftsbild.
- Beim Backcasting jedoch wird vom zukünftigen, also auch dem zu erreichenden Status Quo ausgegangen.
Herkunft des Begriffs
Der Begriff „Backcasting“ wurde zuerst von John B. Robinson von der University of Waterloo im Jahre 1990 geprägt. Er beschreibt eine von vielen Methoden und Strategien, in der Gegenwart belastbare Entscheidungen zu treffen, um ein bestimmtes Ziel in der Zukunft zu erreichen.
Warum Backcasting?
Backcasting ist in einer von Unsicherheit und schnellem Wandel geprägten Welt eine besonders geeignete strategische Methode, weil sie Zukunftsszenarien unabhängig von heutigen Denkmustern entwickelt.
In einer Zeit, in der technologische Entwicklungen auf allen Unternehmensebenen (sowohl intern als auch extern) eine zentrale Rolle spielen, sind klassische Prognosemethoden häufig überfordert. Technologien unterliegen unvorhersehbaren Entwicklungen und plötzlichen Störungen, die konventionelle Planungsansätze an ihre Grenzen bringen.
Genau hier setzt Backcasting an:
- Zunächst wird ein wünschenswertes Zukunftsbild definiert.
- Von diesem Zielbild aus werden die notwendigen Schritte rückwärts geplant.
- Der Fokus liegt auf Lösungswegen, anstatt sich von aktuellen Problemen oder Einschränkungen leiten zu lassen.
- Vergangene Erfahrungen und aktuelle Denkmuster werden bewusst ausgeblendet.
- Das Denken wird auf neue Chancen, alternative Entwicklungen und strategische Optionen ausgerichtet.
- So entsteht ein flexibler, robuster und zukunftsorientierter Handlungsplan.
Dadurch wird verhindert, dass bestehende Denkmuster, die stark von bisherigen Erfahrungen und der aktuellen Situation geprägt sind, die Planung dominieren.
Albert Einstein brachte dies seinerzeit treffend auf den Punkt: „Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“
Genau deshalb ist Backcasting in dynamischen Umgebungen oftmals die überlegene Methode. Es zwingt dazu, alte Denkmuster bewusst zu verlassen und eröffnet neue Perspektiven für die Entwicklung tragfähiger Zukunftsstrategien.
Je weiter der Planungshorizont in die Zukunft reicht, desto größer ist die Gefahr, dass heutige Annahmen und Erfahrungen unzutreffend werden. Backcasting hilft, diese Gefahr zu minimieren, indem es bewusst von zukünftigen Zielbildern aus denkt und so hinderliche Elemente der Gegenwart ausblendet.
Die Backcasting-Strategie-Methode in der Zukunftsforschung
Backcasting spielt insbesondere in der Zukunftsforschung sowie im modernen Strategiemanagement und Technologiemanagement eine wichtige Rolle. Durch die konsequente Orientierung an einem zukünftigen Zielbild können Organisationen langfristig robuste Strategien entwickeln, die auch in dynamischen Technologiefeldern Bestand haben.
Gerade im Technologiemanagement ermöglicht Backcasting, technologische Entwicklungen gezielt in den Strategieprozess einzubinden, indem bereits frühzeitig identifiziert wird, welche Innovationen notwendig sind, um zukünftige Ziele zu realisieren. Dadurch lassen sich nicht nur Innovationspotenziale besser ausschöpfen, sondern auch technologische Risiken frühzeitig erkennen und steuern.
Im Strategiemanagement hilft Backcasting dabei, konkrete Handlungsoptionen abzuleiten, Prioritäten zu setzen und klare Meilensteine auf dem Weg zum definierten Ziel zu setzen. Unternehmen können so Unsicherheiten reduzieren und erhalten einen strukturierten Fahrplan, der sie Schritt für Schritt an ihr langfristiges Zukunftsbild heranführt.
Backcasting: Praxisbeispiel
Stellen Sie sich zum Beispiel vor, dass Sie in 10 Jahren in Rente gehen möchten. Mit den Methoden des Backcastings würden Sie zunächst ermitteln, wie viel Geld Sie dazu benötigen. Dann können Sie überlegen, wie viel Geld Sie jedes Jahr sparen müssten, um dieses Ziel zu erreichen.
Als Nächstes würden Sie einen Plan entwickeln, wie Sie das nötige Einkommen durch Investitionen, Ersparnisse und andere Quellen erzielen können. Schließlich würden Sie Maßnahmen ergreifen, um den Plan umzusetzen und Ihre Fortschritte im Laufe der Zeit zu verfolgen.
Auf diesen Grundlagen und indem Sie mit dem Endziel vor Augen beginnen, kann die Backcasting-Methode Ihnen helfen, einen Fahrplan für den Erfolg zu erstellen.
Häufige Fragen und Antworten
Die Backcasting-Methode ist ein strategischer Ansatz der Zukunftsplanung, bei dem ausgehend von einem definierten Ziel rückwärts geplant wird, um konkrete Maßnahmen für dessen Erreichung festzulegen.
Im Gegensatz zu klassischen Prognoseverfahren, die vom aktuellen Ist-Zustand ausgehen und zukünftige Entwicklungen fortschreiben, beginnt Backcasting beim gewünschten Endziel und plant rückwärts. Dadurch lassen sich neue Ansätze und innovative Lösungswege identifizieren, die mit traditionellen Methoden möglicherweise nicht sichtbar wären.
Backcasting hilft Unternehmen dabei, langfristige Ziele klar zu definieren und gezielt Strategien zu entwickeln, um nachhaltiges Wachstum zu fördern. Durch die Orientierung am zukünftigen Zielbild können passende Maßnahmen frühzeitig eingeleitet werden, um Wachstumspotenziale optimal zu nutzen. Außerdem können Unternehmen durch die rückwärts gerichtete Planung frühzeitig erkennen, welche Produkte, Dienstleistungen oder Angebote notwendig sind, um zukünftige Kundenbedürfnisse zu erfüllen.
Quellen:
- J. Robinson, Future subjunctive: backcasting as social learning, Futures, Volume 35, Issue 8, 2003, Pages 839-856, ISSN 0016-3287, https://doi.org/10.1016/S0016-3287(03)00039-9
- Jaco Quist, Crelis Rammelt, Mariette Overschie, Gertjan de Werk, Backcasting for sustainability in engineering education: the case of Delft University of Technology, Journal of Cleaner Production, Volume 14, Issues 9–11, 2006, Pages 868-876, ISSN 0959-6526, https://doi.org/10.1016/j.jclepro.2005.11.032
- Annika Carlsson-Kanyama, Karl Henrik Dreborg, H.C. Moll, Dario Padovan, Participative backcasting: A tool for involving stakeholders in local sustainability planning, Futures, Volume 40, Issue 1, 2008, Pages 34-46, ISSN 0016-3287, https://doi.org/10.1016/j.futures.2007.06.001